Erich Zeisl – Wiens verlorener Sohn in der Fremde

Erich Zeisl (1905 – 1959) zählt zu jenen vertriebenen Wiener Komponist_innen, deren Werke durch die Errungenschaften der Exilmusikforschung wieder in das gegenwärtige musikalische Bewusstsein gelangten und Eingang in den aktuellen Kanon der Literatur fanden. 1905 in der Leopoldstadt geboren, war Zeisl als hochbegabter Jugendlicher 1920/21 an der damaligen Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien (heute mdw) eingeschrieben. Dem Exilarte Zentrum ist es daher ein wichtiges Anliegen, diesen so intensiv mit Wien verbundenen und in Los Angeles verstorbenen Komponisten über eine Ausstellung zu würdigen.

Seinem Schicksal in Österreich setzte Zeisl mit dem Lied Komm süßer Tod eine Signatur: Komponiert im Jänner 1938 beendete es als letztes Lied in deutscher Sprache eine aufblühende Karriere – zerschlagen durch das Erstarken des Nationalsozialismus und den unmittelbar folgenden Anschluss im März 1938. Genau dieses Bild des Aufeinanderprallens der Welten – Zeisls Herkunft, das Café Tegetthoff, wurde alsbald arisiert, Zeisl selber rettete sich unter dramatischen Umständen nach dem Novemberpogrom 1938 nach Paris – markiert den Eintritt in eine Ausstellung, die den Bruch des Exils in ein „davor“ und „danach“ greifbar machen will.

Zeisls Musik und sein Lebensweg, der Freundeskreis und die Kolleg_innenschaft, sein Selbstverständnis in der Öffentlichkeit und die Rezeption stellten sich in diesem „davor“ und „danach“ grundsätzlich verschieden dar. Diesen Momenten einer Exilbiographie geht die Ausstellung nach, die Erzähllinie folgt den Exilorten Paris, New York und Los Angeles.
In der Fremde veränderte sich sein Stil in Richtung jüdischer Kunstmusik, die auch in der Ausstellung thematisiert wird.  

Barbara Zeisl-Schoenberg, die Tochter Zeisls, und Randy Schoenberg, sein Enkel, haben dem Archiv des Exilarte Zentrum der mdw die gesamte Korrespondenz (über 5.000 Briefe) sowie den musikalischen Nachlass übergeben.


Kuratorin: Karin Wagner
Der Katalog zur Ausstellung erscheint im Böhlau Verlag.
Führungen auf Anfrage unter info@exilarte.org jederzeit möglich.


Öffnungszeiten :

Mi-Fr: 15 – 19 Uhr
Sa: 13 – 17 Uhr
Juli & August sowie an Feiertagen geschlossen.

Die Laufzeit der Ausstellung ist von 14. Mai - 20. Dezember 2025.



 

 

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